Nach einem ausgedehnten Sonnenbad beschloss Lori sich etwas Abkühlung in Form eines frisch zubereiteten Tequila Sunrise an der Strandbar zu gönnen.
Zum Glück hatte ihr Boss ihr für diesen Tag freigegeben. Es war der bisher schönste und vor allem heißeste Tag des Jahres mit Temperaturen um die 40Grad Marke. Obwohl die Palmen an der gepflasterten Strandpromenade leise rauschend hin und her wiegten brachte die laue Brise, die ihr die Haare zerzauste kaum Abkühlung.
Zielstrebig steuerte die junge Frau auf die mit Bast und Bambus verzierte Bar zu und der Beat neuer Sommersongs klang in ihren Ohren.
Sie nahm Platz und sah sich in der Bar nach den anderen Gästen um. Jede Menge Touris, die sich gegenseitig in ihren billigen Hawaiihemden vom Trödler fotografierten und kaum ein bekannes Gesicht.
Lori bestellte bei einem kräftig gebauten Kellner ihren Drink und zog seufzend ihr Smartphone aus der Tasche. Was brachte einem ein freier Tag, wenn man niemanden hatte mit dem man ihn genießen konnte? Sie scrollte ihre Kontaktliste nach unten und fand endlich den gesuchten Namen: Jamie.
Auf ihre beste Freundin war immer Verlass und also drückte Lori sofort auf den grünen Hörer um sie anzurufen. Sicher würde sie Zeit für sie haben und wenn sie keine Zeit hatte, würde sie sich Zeit für Lori nehmen. So einfach war das eben.
Ein Tag auf Hawaii war viel zu schön, als ihn mit Langeweile schieben zu verbringen.

Hitze - besser konnte man diesen Tag echt nicht beschreiben und deswegen war mir in meiner Hotpants und dem luftig lockeren Top, was an den Seiten, unter den Armen schon weit ausgeschnitten war, zu heiß. Zum Glück hatte ich aber immer ein Bikini unter meinen Sachen - schließlich lebte ich am Strand und selten verging an so heißer Tag, ohne irgendwie einmal ins Meer zu gehen. Da ich sowieso an der Strandpromenade entlang ging, zog ich mir einfach mein Top über den Kopf und stopfte es in meine Tasche, die an meiner Schulter herunter hing. Fazit: Auf jeden Fall schon besser, nicht so viel Stoff, der auf der Haut kleben konnte.
Ich ging weiter die Promenade hinunter, bis mir das Strandcafé auffiel und ich an meine beste Freundin Lori denken musste - vielleicht konnte ich sie ja dort antreffen. Im selben Moment, in dem in das Café eintrat, summte mein Handy leise in meiner Hosentasche und ich zog es heraus - Loris Nummer, bzw Name zeigte mein Display an. Ich strich den grünen Balken zur Seite, sodass ich sie am Handy hatte und hob es an mein Ohr. "Guten Tag. Leider wegen Überhitzung vorübergehend außer Betrieb - bitte versuchen Sie es später noch einmal"; während ich das mit einer mechanischen Stimme ins Telefon leitete, sah ich mich im Café um und erkannte Loris Rücken. Zufrieden legte ich einfach auf, ehe sie ein Ton sagen konnte und schlich mich leise von hinten ran. Dann pikste ich ihr kitzelnd in die Seiten und ließ mich neben ihr an der Bar nieder.
Ehe ich etwas zu ihr sagte, wandte ich mich dem etwas heißen Barkeeper zu und sagte: "Das gleiche wie sie", und nickte auf Lori. Danach wieder an Lori gewandt: "Warum der Anruf?", und legte den Kopf leicht schief. Nachdem ich meine Arme auf den Tresen legte und ich bemerkte, dass dieser kühler als der Rest war, hätte ich mich am liebsten nackt darauf gelegt und teilte meiner besten Freundin auch ohne Scham meine Gedanken mit: "Denkst du, es stört hier jemanden, wenn ich mich nackt hier rauf lege?", grinste ich und klopfte einmal auf den Tresen. Das der Barkeeper etwas komisch, aber auch interessiert guckte, störte mich nicht im geringsten, schließlich empfand ich weniger Schamgefühl als viele anderen Menschen.

Nachdem es ein paar mal getutet hatte, klickte es in der Leitung und statt einer fröhlichen Begrüßung , antwortete eine robotorhafte, aber bestens vertraute Stimme: "Guten Tag. Leider wegen Überhitzung außer Betrieb." Noch ehe Lori etwas auf diesen Spruch antworten konnte, wurde einfach aufgelegt und sie sah irritiert, aber schmunzelnd auf ihr Handy. "Du alte Zicke.",flüsterte sie leise und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Nur wenige Augenblicke später spürte sie, wie jemand ihr in die Seite pikste und obwohl sie fast damit gerechnet hatte, zuckte sie bei der Berührung zusammen.
Irgendwie hatte sie eien Vorahnung gehabt, das Jamie kommen würde und das bestätigte sich auf der Stelle. Die Verbindung zwischen den beiden war nach den Jahren so ausgeprägt, das es beinahe gruselig war.
Jamie setzte sich auf den freien Barhocker neben sie , bestellte fix und wandte sich dann ihr zu.
"Tja, ich wollte dich fragen, ob du herkommst, aber das hat sich jetzt wohl erledigt.",erwiderte Lori lachend und knuffte ihrer Freundin aus Rache für ihren Kitzenangriff in die Seite.
Ihr Drink kam noch vor Jamies, da sie ja eher bestellt hatte und sie nippte kurz daran um zu probieren. Nun ja. Davon hatte sie schon bessere gehabt, aber bei diesen Temperaturen war sie nicht wählerisch.
"Danke, Schätzchen.",säuselte sie dem Barista zu, welcher unsicher davon dackelte um weitere Gäste zu bedienen, sich aber immer wieder zu den Freundinnen umdrehte.
"Ach Baby, ich hab dich schon viel schlimmer gesehen und der Barkeeper würde uns wahrscheinlich sämtliche Drinks des Tages aufs Haus gehen lassen, also bitte: Tu dir keinen Zwang an.", meinte Lori auf Jamies Frage hin grinsend und wies mit einer ausladenden Handbewegung auf den freien Platz auf dem Tresen.
Sie fing den Blick des heißen Barkeepers auf, der äußerst interessiert zu den beiden hinüber blickte und zwinkerte ihm zu.